Die Botschaft

Bei dem Text zur Bibellese vor einiger Zeit ist mir doch ein kleiner Fauxpas unterlaufen, denn bevor ich es gemerkt hatte, war ich schon einen Absatz weiter. Aber das was Paulus hier an die Römische Gemeinde schrieb, hat mich doch irgendwie gefesselt und wie sich dann herausstellte für mich ausgesprochen hilfreich, um eine Antwort zu finden.

Um was ging es da. Das einfachste wird sein, wenn ich die paar Sätze kurz lese.

Römer 10:14-18 (GNB)

Sie können sich aber nur zu ihm bekennen, wenn sie vorher zum Glauben gekommen sind. Und sie können nur zum Glauben kommen, wenn sie die Botschaft gehört haben. Die Botschaft aber können sie nur hören, wenn sie ihnen verkündet worden ist. 15 Und sie kann ihnen nur verkündet werden, wenn Boten mit der Botschaft ausgesandt worden sind. Aber genau das ist geschehen! Es ist eingetroffen, was vorausgesagt war: »Welche Freude ist es, wenn die Boten kommen und die Gute Nachricht bringen!« 16 Doch nicht alle sind dem Ruf der Guten Nachricht gefolgt. Schon der Prophet Jesaja sagt: »Herr, wer hat schon unserer Botschaft Glauben geschenkt?« 17 Der Glaube kommt also aus dem Hören der Botschaft; die Botschaft aber gründet in dem Auftrag, den Christus gegeben hat. 18 Haben sie vielleicht die Botschaft nicht gehört? Aber natürlich haben sie die Botschaft gehört; in den Heiligen Schriften heißt es ja: »Ihr Ruf ging über die ganze Erde, bis hin zu ihren äußersten Grenzen war er zu hören.«

Soweit zu dem was Paulus an die römische Gemeinde geschrieben hat. Damals gab es ja, wie ihr wisst, eine recht lebhafte Diskussion darüber, für wen das Gesetz Gottes gilt und welche Bedeutung es für die junge Christengemeinde hat. Wie Menschen zu Gott, konkret zum Glauben kommen und welche Rolle die Christen dabei hätten. Also tagesaktuell ;)

Was mich hier so fesselt, ist die zwingende Logik, die Paulus verwendet, um aufzuzeigen, dass alles dem Plan Gottes folgt und wir Menschen kein Glied dieser Kette einfach herausnehmen könnten, da wir damit diese unterbrechen und die Rettung der armen Seele verhindern würden. Das zeigt insbesondere auch, welche Verantwortung auf dem liegt, was wir oft leichthin Missionierung nennen. Fehlt nur ein Glied der Kette, bricht sie und unser Vorhaben wird nicht funktionieren.

Das bedeutet auch, dass es ein ständiger Prozess, nicht nur des Klientel ist, sondern auch auf unserer Seite. Denn wir selbst unterliegen, wie die Christen der frühen Gemeinde in Rom, einem ständigen Wandel unserer Erkenntnis und unseres Wesens. Daher bleibt uns nichts anders übrig, als unsere Wirkung auf die Menschen, denen wir die Botschaft bringen wollen, ständig zu prüfen. Denn, wenn wir, so wie es heißt, die frohe Botschaft weitersagen wollen und durch eine besondere Lebenssituation keine Kraft dafür fänden, dann würde unsere Botschaft ihr Ziel verfehlen. Was praktisch heißen soll, dass wir selbst zunächst aus dieser Situation heraus kommen müssen, dass wir uns dafür auch Zeit lassen und nicht versuchen auf Biegen und Brechen unseren Dienst weiter zu versehen, weil wir und andere das von uns erwarten. Schaffen wir das, so können wir glaubhaft und zur Ehre Gottes Zeugnis geben, davon, dass wir in dieser Welt nicht vor Schwierigkeiten bewahrt wären, aber mit der Hilfe unseres Herrn diese im Vertrauen und mit Zuversicht überwinden.

Damit stärken wir die Gute Nachricht!

Und nicht nur dass, es wird zur Freude, für uns selbst und für die Menschen, denen wir die Gute Nachricht bringen. Und das soll sie ja auch sein, eine GUTE Nachricht über die Jedermann sich freut.

Was bedeutet Mission für Paulus?

Die Botschaft Jesu den Menschen zu bringen war Kernaufgabe des Apostel Paulus. Dabei war seine Zielgruppe ganz klar, nicht die Juden, sondern die Völker, die von Gott noch nichts gehört hatten. Für uns scheint zunächst klar, was es mit dieser Botschaft auf sich hat. Dennoch stelle ich mal die Frage in den Raum, wer denn mit dem Überbringen der Botschaft begonnen hat.

Um das herauszufinden müssen wir weit zurück gehen in den Evangelien, aber in Mat. 4:17 finden wir schon den ersten Hinweis.

Von da an verkündete Jesus seine Botschaft: »Ändert euer Leben! Gott wird jetzt seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden!«

Auslöser war die Inhaftierung von Johannes dem Täufer. Wenn man so will, begann Jesus ab da seine Missionsreise. Wie wir ebenfalls wissen, bekam ER Hilfe dazu, Jünger, die später sein Werk fortführen sollten. Die ersten waren Simon Petrus, Andreas, Jakobus und sein Bruder Johannes. Ich hatte diese vier ja schon das eine und andere mal erwähnt.

Zusammen machten sie sich auf, dem Volk in Israel von Gottes Wirken zu berichten. Verbunden war diese Nachricht nicht nur mit der reinen Information, von wegen: “Hey, habt ihr gehört, Gott wird jetzt seine Herrschaft aufbauen und sein Werk vollenden!“. Diese Botschaft war anders, denn sie beginnt mit einem Aufruf: “Ändert euer Leben!“.

Auf diesem Hintergrund verstehen wir auch besser, was die Botschaft für Paulus persönlich bedeutete, die er auf dem Weg nach Damaskus bekam. Und wenn man Paulus als Beispiel hernimmt, also nicht als Apostel und Prediger, sondern als Mensch, der die jungen Christengemeinden verfolgte und bedrohte, dann wird deutlich, welche ungeheure Kraft und Veränderung in dieser Botschaft steckt, wenn sie den MENSCH erreicht. Auch das Paulus zunächst sein Augenlicht verlor, können wir als Symbol verstehen, denn er war blind und wurde sehend, nachdem er der Botschaft Jesu gefolgt war.

Diese Erfahrung prägte ihn Zeit seines Lebens, sie machte ihn aber auch frei in seinem Denken und Handeln und formte in ihm einen unbändigen Willen, die Gute Nachricht den Völkern der Welt zu bringen. Wie wir aus seinen vielen Briefen heute noch erfahren dürfen, war das nicht immer einfach und einen Flieger, ein dichtes Hotelnetz oder Internet für Videokonferenzen gab es damals alles nicht. Mir fällt es schwer mir vorzustellen wie er das geschafft hat, aber Gott hat diesen beharrlichen Verfolger nicht unbedacht ausgesucht, eben diese Beharrlichkeit mit der Paulus zuvor die Christen verfolgt hatte, half ihm nun bei der Verbreitung der Guten Nachricht. Im Hinblick auf seine persönliche Geschichte finde ich das einen hochinteressanten Aspekt. Vielleicht mache ich mir dazu später einmal etwas mehr Gedanken.

„Israel“ nimmt Gottes Angebot nicht an!

In Vers 16 unseres Predigttextes zitiert Paulus den Propheten Jesaja:

Doch nicht alle sind dem Ruf der Guten Nachricht gefolgt. Schon der Prophet Jesaja sagt: »Herr, wer hat schon unserer Botschaft Glauben geschenkt?«

Das ist schon ein wenig ein Rückblick den Paulus hier wagt, aber wir kennen und verstehen denke ich sehr gut, was er damit meint.

Wie sehr haben wir uns schon gemüht den Menschen von der Guten Nachricht Jesu zu erzählen?

Wie viele Evangelisationen und Zeltmissionen haben wir gemacht und doch nicht alle Menschen erreicht. Nur wenige sind geblieben, noch weniger blieben standhaft.

Das beklagt nicht nur Paulus zu seiner Zeit, auch wir sind darüber traurig, denn am liebsten würden wir ja alle Menschen, die wir kennen, die uns vielleicht nahe stehen, mitnehmen in Gottes neue Welt. Und doch müssen wir, wie auch Paulus einsehen, dass nicht alle die Botschaft so aufnehmen, wie wir uns das wünschen.

Das bedeutet letztlich auch, dass das überbringen der Guten Nachricht, nicht gleichbedeutend mit einem Freudenschrei auf Seite unserer Adressaten ist. Nicht immer sind wir willkommen. Manchmal treffen wir auf direkte Ablehnung, meistens aber auf Unverständnis. Das ging Paulus so und das geht uns nicht besser, aber es ist das was wir erwarten dürfen. Die freie Entscheidung der Menschen steht über unserem Drang, sie bekehren zu wollen. Das ist sehr wichtig, weil es sonst zu schnell zu extremen Ausprägungen kommen kann und eines dürfen wir ja nicht unterschätzen, Gott liebt die Menschen, auch wenn wir sie noch” nicht umgekehrt sind. Daher verbieten sich Respektlosigkeit und Überheblichkeit, die ja an sich schon verwerflich genug sind.

Noch etwas sollten wir bedenken, das gilt für die Zeit damals wie auch heute. Heilslehren, Wunderheilungen und Zauberkunststücke waren bzw. sind angesagt, also nichts ungewöhnliches. Daher war für Paulus die größte Herausforderung die, die Menschen davon zu überzeugen, dass er nicht nur eine Gute Nachricht im Gepäck hatte, sondern diese das Leben eines Jeden nachhaltig verändern würde und das grundlegend und positiv. Sogar noch über den Tod hinaus. Wow!

Was bedeutet Mission für uns?

Es scheint als müssten wir den Begriff “Mission” erklären, denn er hat scheinbar für jeden eine andere Bedeutung. Die Ausgestaltung einer missionarischen Veranstaltung ist so vielfältig wie wir Menschen es selbst sind. Manche erinnert an ein Konzertspektakel oder eine Unterhaltungsshow und mitunter fehlt nicht einmal der Werbeblock für “Lamadecken”, Bücher oder irgend einen hinreisenden Film auf DVD, den man ganz zufällig gerade in ausreichender Stückzahl vorrätig hat. Zum Messe äh Selbstkostenpreis natürlich.

Dumm ist nur, dass ich in keinem der Evangelien solches nachlesen kann. Und als Orientierung genügt uns doch das, was wir über Jesus aus der Bibel erfahren.

Das Ziel ist ja klar. Wir wollen möglichst viele Menschen für Jesus begeistern, ihnen die “Gute Nachricht” überbringen, das sie ihr Leben ändern und von da an ihr Leben der Wahrheit, die uns Jesus lehrt unterstellen.

Nun ergeben sich in der Praxis einige Probleme, die auf den zweiten Blick schon sehr hinderlich sein können und uns das Leben, bei dem wohl gemeinten Überbringen der Botschaft schwer machen. Ok, keiner geht davon aus, dass es uns zwangsläufig besser gehen müsste als Jesus selbst und wir lesen ja oft genug in den Evangelien, dass er nicht immer und überall willkommen war.

Daraus so meine ich, kann oder sollte sich unsere Einstellung, unsere Haltung als Heilsboten speisen. Völlig fehl am Platz wären Zweifel, Angst, Überheblichkeit, Selbstgerechtigkeit und anderes, das wir aber schon des Heiligen Geistes wegen ablegen wollen, ob wir nun als Boten unterwegs sind oder nicht.

Apropos. Was heißt hier schon “ob”. Ist es nicht so, dass wir mit der Taufe zu Boten Christi werden? Durch unser Bekenntnis zum Glauben an Jesus treten wir in eine Welt ein, in der wir Leuchtfeuer und Hoffnungsboten sind, aber auch eine unbekannte Verantwortung annehmen.

Wie nehmen wir Verantwortung wahr?

Naja, am Anfang ist alles Neu, klar und keiner wundert sich auch nicht wirklich darüber. Plötzlich verändern sich Sprache, Verhaltensmuster, Ansichten, Überzeugungen und Prinzipien. Der Blick auf mich selbst aber auch auf die Menschen um mich herum, verändert sich. Dinge, die passieren, bekommen eine andere Bedeutung und ich beginne meinen inneren moralischen Kompass nach dem auszurichten, was Jesus gelehrt hat.

Manchmal bedeutet dies, dass Beziehungen abbrechen, weil wir auf Ablehnung treffen, dafür entstehen Neue. Meistens sehen wir uns mit einem Bild; Klischee konfrontiert, das weniger auf uns als Mensch abzielt, als uns mehr in eine fromme Rolle drängt. Denn interessanterweise haben Menschen eine recht kohärente Vorstellung von Menschen, die sich als Christen bekennen, verbunden mit einem Anspruch, den sie meist selbst nie erfüllen würden. So wird oft all das in das Christsein hineininterpretiert, das wir vorsichtig als Erfüllung des Gesetzes bezeichnen würden. Das es nun genau anders herum ist, weil Jesus das Gesetz schon erfüllt hat, ist eine schwierige Nuance, denn würde das nicht bedeuten, dass letztlich jeder “zu Jesus kommen kann”? Ich benutze hier absichtlich diese wohlbekannte Phrase, weil sie uns einerseits sehr geläufig ist und andererseits so erstaunlich gut zu unserer Jahreslosung passt. Die kann man ja nicht oft genug zitieren ;O)

Was hat das ganze mit Verantwortung zu tun?

Zum einen beginnt jeder nach seinem Bekenntnis zu Jesus den Worten Taten folgen zu lassen. Ein wenig habe ich oben ja schon angedeutet. Aber, der springende Punkt, das hüpfende Komma ist, dass wir zunächst unser eigenes Leben reflektieren sollten. Alles muss und darf auf den Prüfstand. Das heißt aber mitnichten, dass wir alles was wir bis dahin getan haben nun bleiben lassen müssten. Daher kommt uns bei dieser (Lebens)klausur eine große Verantwortung zu, uns selbst gegenüber und Jesus. Das ist das erste was wir lernen müssen, denn am Ende des Tages müssen wir selbst unser Leben verantworten, um im Bild zu bleiben. Einen anderen vorschieben, geht dann nicht.

Aus meiner Sicht ist diese Zeit auch die sensibelste, sie kann maßgeblich unser christliches Wesen prägen. Man könnte diese Zeit auch den “Hausputz des Heiligen Geistes” nennen, klingt nur etwas infantil ;O) Aber wer hier schon zu schnell ins tiefe Wasser springt, kann leicht untergehen und schnell ist eine fromme Fassade aufgebaut, die dann das ganze Leben lang besteht, ohne das auch nur einer einen winzigen Blick dahinter werfen könnte.

Aber auch die nach außen gerichtete Verantwortung müssen wir übernehmen, denn mit Gewalt abgerissene Brücken, lassen sich nur sehr schwer und mühsam wieder aufrichten. So ist es um längen besser im Dialog zu bleiben und zu erklären, warum man plötzlich bestimmte Dinge nicht mehr will oder seine Meinung geändert hat. Das birgt immer die Chance andere aus dem eigenen Dunstkreis mitzunehmen und damit eine gemeinsame wohltuende Zeit zu erleben. Das allerdings lässt sich nicht erzwingen und da wir ja auch beim Thema Mission sind, Kreuzzüge sind aus verschiedenen Gründen nicht mehr so angesagt ;)

Sind alle verloren, weil sie die Botschaft gehört haben?

Paulus stellt, mehr rhetorisch die Frage, ob denn die Menschen die Botschaft nicht gehört haben könnten? Und er beantwortet sie auch selbst. “Natürlich haben sie die Botschaft gehört” sagt er, aber sie wollten sie nicht annehmen. Und so ist das auch heute noch. Es gibt kaum jemanden, der noch nicht von Jesus gehört hat. Für die Meisten spielt er nur keine Rolle in ihrem Leben und das wofür er steht, ist für diese Menschen nicht real, erinnert eher an ein Märchen.

Sollen wir diese immer und immer wieder mit der Botschaft konfrontieren? Paulus sagt nicht nein, aber auch nicht ja, aber wieso?

Vielleicht könnte man sagen, dass die Botschaft nicht dadurch anders wird, wenn man sie ständig wiederholt. Gott möchte eine Entscheidung, die Botschaft fordert den Menschen dazu auf. Darauf aufbauend begründet sich auch, ob wir unsere Zeit damit verschwenden wollen die Botschaft denen zu sagen, die sie hören aber nicht annehmen wollen. Anders mag es sein, wenn man uns nicht verstanden hat, dann liegt es in unserer Verantwortung den Menschen auf die Sprünge zu helfen. Doch allzuoft ist das nicht das Problem und wir sollten uns an das halten, was wir aus der Bibel dazu gelernt haben:

Markus 6:11 (GNB)

Wenn ihr in einen Ort kommt, wo die Leute euch nicht aufnehmen und euch auch nicht anhören wollen, dann zieht sogleich weiter und schüttelt den Staub von den Füßen, damit sie gewarnt sind.«

Das dies zwangsläufig passieren wird, war damals so und es hat sich bis heute nicht geändert. Da geht es uns nicht anders als den Jüngern damals. Doch soll uns diese einfache Regel vor allzu aufreibenden erfolglosen Unternehmungen schützen und uns das Bewusstsein dafür schärfen, dass nach wie vor von essentieller Bedeutung ist, mit welcher Motivation die Menschen zu Gott finden.

Der Widerspruch zwischen der gehörten Botschaft und der Botschaft, die Jesus weitergegeben hat

So mancher verbindet Glauben mit Kirche, was per se nicht falsch sein muss, und Kirche mit Konservativismus, was ein Problem wäre, wenn es denn so sein sollte und Tradition, was in übertriebener Haltung zu dem führt, was uns die Pharisäer vorgelebt haben.

Daraus ergeben sich aus der Praxis weitere Fragen.

Wenn ich als Botschafter Jesu auf die Menschen zu gehe, wovon erzähle ich dann?

Geht es um Kirche?

Geht es um eine konservative Haltung?

Geht es vielleicht um Tradition?

Oder alles zusammen?

Geht es am Ende doch um die fundamentale, alles verändernde, allumfassende Nachricht, die Jesus von Gott zu den Menschen gebracht hat?

Zu Jesu Zeiten gab es noch keine christlichen Kirchen, also konnte ER davon nichts erzählen. Auch die konservative Haltung einiger hat Jesus abgelehnt, wenn damit die Nächstenliebe auf der Strecke blieb vgl. Matthäus Kapitel 12.

Im Vergleich mit vielen anderen seiner Zeit, war Jesus ein sehr progressiver Geist, der die Menschen zur Veränderung in ihrem Leben ermutigen wollte. Wie oft lesen wir, dass er sich mit den Glaubenswächtern der damaligen Zeit, den Pharisäern, angelegt hat, weil deren Kurs die Menschen geradewegs ins Verderben führte.

Die Gretchenfrage: “Wie erreichen wir die Menschen?”

Damit stellt sich auch schon eine sehr spannende Frage.

Wie erreichen wir die Menschen?

Im Grunde ist das sehr einfach, denn Jesus und die Jünger haben es uns vorgemacht, sie haben alle Schwierigkeiten auf die wir treffen könnten erlebt und umschifft. Immer war ihre größte Stärke das Gebet und Jesus ihr sicherer Felsen. Wenn es uns nicht gelingt das über die Jahrhunderte auf uns projizierte Bild zu korrigieren und die Menschen mit uns als Menschen zu überzeugen, werden wir unseres Auftrags nicht gerecht.

In diesem Zusammenhang muss ich gestehen, dass ich diese konservative Grundhaltung nicht verstehe. Die Menschen wollen sich verändern, wie passt dann eine bewahrende auf Tradition ausgerichtete Haltung dazu?

Sicher gibt es Dinge, die wir auf keinen Fall aufgeben wollen; Jesus als Fundament unseres Lebens, die Heilsbotschaft, unsere persönliche Beziehung zu Gott, das Wirken des Heiligen Geistes in unserem Leben usw. doch gibt es auch vieles, das einen prüfenden Blick nicht standhalten würde.

Was ist der Maßstab?

Z.Bsp. Barmherzigkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit und nicht zu letzt die Liebe zu uns selbst und zu anderen.

Wenn wir Menschen verurteilen, weil sie sich partout nicht von uns bekehren lassen wollen, sind wir nicht Barmherzig!

Wenn wir unsere Maßstäbe über alles andere stellen, sind wir nicht gerecht!

Wenn wir den Menschen etwas vorspielen, hat das nichts mit Wahrheit zu tun!

Wie schnell es passieren kann, das eine ganze Kirche dramatisch an Glaubwürdigkeit verliert, sehen wir in diesen Tagen. Das macht mich betroffen und traurig.

Mission ist die größte Aufgabe eines Christen

Und doch ist und bleibt es unsere Aufgabe, Boten zu sein. Das ist nicht immer so einfach, im Moment vielleicht noch viel schwerer, aber leicht war es noch nie.

Daher ordnet sich unser Leben dieser Prämisse unter. Zumindest sollte es das, denn wie sonst ließe sich diese Aufgabe erfüllen. Leider gibt es mindestens so viele unterschiedliche Wege missionarisch zu wirken, wie es Christen in einer Gemeinschaft gibt, die sich anschicken dieses gemeinsam zu versuchen.

Dennoch bin ich davon überzeugt, dass der gemeinsame Wille hier jede Differenz überwindet, wenn man erst mal eingesehen hat, welche Bedeutung dieser Aufgabe zukommt.

Mission in einer Konkurrenzsituation

Dabei sind wir nicht allein im luftleeren Raum. Viele buhlen um die Seelen der Menschen, auf die eine oder andere Art und Weise, mit dem einen oder anderen Mittel. Es ist aber eben nicht unsere Aufgabe, die Menschen zu etwas zu verführen, zu nötigen oder gar zu zwingen, was sie nicht verstehen noch wollen. Gerade wir als Baptisten, die der Bekenntnistaufe einen hohen Stellenwert einräumen, weil es eine Entscheidung des eigenen Willens ist, bauen und vertrauen darauf, dass die Menschen mit Gottes Hilfe die Umkehr schaffen.

Letztlich sind wir nur die, die den Weg begleiten, den Möglichkeiten Raum geben und dafür sorgen, dass der Heilige Geist wirken kann. Unsere Aufgabe ist damit klar umrissen und eher mit der eines Assistenten vergleichbar. Weder planen wir, noch entwerfen wir ein Lebenskonzept für unsere Nachbarn, Freunde, Bekannte oder Menschen, die sich in unsere Gemeinschaft verirren.

Auch zu Jesu Zeiten gab es eine vergleichbare Konkurrenzsituation, auch damals gab es viele, sehr viele Strömungen aus Esoterik (würden wir heute sagen), Religion (schon wegen des römisch/griechischen Einfluss) und anderen, die um die Aufmerksamkeit der Menschen rangen.

Heute leisten wir uns unterschiedlichste Konfessionen, Religionen sowieso, Fussball, Vereine, Musikrichtungen, die Formel 1 und was weiss ich noch alles. Es ist für jeden etwas dabei, und wenn nicht, dann wird es schnell erfunden.

Das alles kann zum Problem werden, wenn wir Gott aus den Augen verlieren. Und da frage ich mich, wo denn Gottes Lobby ist, wer geht “Spazieren”, um Gott zu finden?

Dabei gibt es viele “Missionare” die alles geben, die jeden Tag darum kämpfen Gott zurück zu bringen in das Bewusstsein der Menschen. Sie sind wie die Jünger, die in die Dörfer kamen und auf Ablehnung stießen. Doch ab und zu ist auch mal eines dabei, wo man sie freundlich aufnimmt und ihnen zuhört. Das ist unser Schicksal.

Wie wird Mission glaubwürdig und muss sie das sein?

Es mag sein, dass das wenig effektiv ist, viele Kilometer sind zu laufen und kaum ein Mensch will die Botschaft hören. Und doch bleibt in letzter Konsequenz kein anderer Weg übrig, weil wir sonst an Glaubwürdigkeit einbüssen, die Gute Nachricht verwässert würden und sich dann doch andere Dinge in den Vordergrund drängten.

Das ist mühsam und frustrierend. Muss es für Jesus und die Jünger aber auch gewesen sein. Dennoch; freuen wir uns nicht um jeden Einzelnen der umkehrt und feiern wie die Engel im Himmel?

Wenn es um die Botschaft geht, dann gibt es nur die Botschaft. Sie ist das Wichtigste, sie muss überbracht werden. Unverfälscht und in ihrer ganzen Schönheit. Dann kann sie auch ihre Kraft entwickeln. Wir brauchen dafür keine Psychospielchen, “special effects” oder Werbeversprechen.

Alleine Jesu Botschaft schafft, was wir Menschen nicht im Stande sind zu leisten. Aber wir dürfen darauf vertrauen und Gott auch zutrauen, dass es eben auch heute noch Wunder gibt.

Das macht die Botschaft glaubwürdig und rückt uns selbst ins richtige Licht, denn wir sind nur die Boten.

Der Sehnsucht der Menschen einen Namen geben!

Dabei dürfen wir immer von einer sehr wichtigen Grundannahme ausgehen; die Menschen sehnen sich nach Antworten. Die Fragen mögen manchmal ausschweifend sein und vom Wesentlichen ablenken und doch wollen wir wissen woher wir kommen und wohin wir gehen.

Auch wenn die Antwort darauf nicht jedem schmeckt, das gehört dazu und manchmal dauert es ein Leben lang zu erkennen, dass diese Antworten die Wahrheit sind. Davon abgesehen ändert sich übrigens die Wahrheit nicht, nur weil ich sie nicht akzeptieren will.

Wenn wir diese Grundannahme als gültig erklären, brauchen wir gar nicht so viel Gewese darum zu machen. Oder anders ausgedrückt, wir brauchen keine Regeln zu erfinden, wo keine gebraucht werden. Denn das machen wir manchmal reflexartig, wenn uns jemand um Rat fragt und wir gerne, aber ohne ratlos dastehen zu müssen, in die gutgemeinten aber vielleicht überflüssigen Anweisungen versteigen. Die meisten Menschen haben schon selbst ein ganz gutes Gespür dafür, was Gut und was Böse ist, gerade die die sich Gott zuwenden. Daher bleibt uns die Ermutigung und der Trost, aber auch ein gutes Vorbild zu sein und hier müssen wir aufpassen, dass wir nicht zu weit über dem Boden schweben ;)

Der Glaube kommt also aus dem Hören der Botschaft; die Botschaft aber gründet in dem Auftrag, den Christus gegeben hat.

Lasst uns daher nicht müde werden die Botschaft weiter in die Welt zu tragen, den Menschen von diesem unglaublichen Wunder zu erzählen, dass Jesus für uns vollbracht hat. Mit viel Empathie, dem Mund auf dem richtigen Fleck und Herz.

Amen

Zusätze
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